Künstlerische Position 2018




Die Erscheinungen meiner Figuren sind in einer Weise idealisiert, die sich aus einem tiefen Verständnis von Menschsein im Allgemeinen und von Weiblichkeit im Besonderen ergibt. Die beinahe sakrale Anmut meiner Frauen, ihr Geheimnis, ihre Gelassenheit und ihre Zartheit wecken den verborgenen Wunsch nach Zugehörigkeit und nach Angenommensein. Zum einen demonstrieren sie Unnahbarkeit, zum anderen versprechen sie Nähe, Fruchtbarkeit und Wärme. Ich definiere den Begriff der weiblichen Schönheit auf diese Weise in seiner ursprünglichen Form. Die zum Teil abgehobene Verträumtheit der Figuren, ihre mitunter „schwebende“ und weiche Wirkung, erinnert an die längst vergessene Welt der eigenen Kindlichkeit. Eine Welt in der der Mensch gehalten, umsorgt und genährt wurde. Die Darstellungen vermitteln eine tiefe seelische Wahrheit. Sie rühren an eine Wunde in einem entlegenen Teil unserer Wahrnehmung jenseits unseres Bewusstseins.

Ich zeige die Ambivalenz der Mutter-Kind-Beziehung aus der Perspektive des Kindes in der Seele eines jeden Menschen. Schönheit, Zartheit und Erotik wecken ein tiefes Bedürfnis sich ganz verbunden zu fühlen. Die Jugend der Figuren verspricht Unsterblichkeit; ihre Tadellosigkeit vermittelt ein Gefühl der Ewigkeit. Es entsteht eine Atmosphäre in der das Nichtsagbare zu schwingen beginnt. Hoffnung und Sehnsucht lassen die Farben des Objektes leuchten und der gewaltige Zauber, der von ihm ausgeht, ist - wenn auch nicht greifbar - so doch umso fühlbarer. Wie unter einem Schleier liegen die Seelen dieser Frauen verborgen. Ein Schleier, der sowohl einen realen Blick, als auch eine restlose Nähe verhindert.

Die empfundene Perfektion und die figürliche Idealisierung schaffen gleichzeitig Distanz. Im Angesicht dieser Allmacht wirft sich die bange Frage auf, ob wir erwünscht sind und ob wir uns nähern dürfen. Wir möchten ankommen und bleiben. Wir suchen den Blick der Figuren, es gelingt aber nie ihn restlos zu erschließen. Die Frauen bleiben rätselhaft, so sehr wir uns auch um sie bemühen. Sie geben keine Antworten, so oft wir sie auch befragen, sie wenden sich uns nicht gänzlich zu, so sehr wir es uns auch wünschen. Verheißungsvoll und schön aber nie vollständig erreichbar bleiben sie in ihrer eigenen rätselhaften Welt versunken. In Gestalt dieser Weiblichkeit rühren meine Bilder an die menschliche Idee von der Hoffnung auf Verschmelzung. Aus der Ferne voller Hingabe bewundert, bleibt das Objekt der Begierde letztlich verschlossen. Meine Figuren stehen für die zutiefst menschliche Sehnsucht wieder ganz zu werden. Es verbirgt sich darin die ästhetik einer Trauer um ein verloren gegangenes Paradies.

Malerisch weisen meine Arbeiten eine prozesshafte Offenheit auf, die einlädt in die Kompositionen einzusteigen. Zeichnung, geschüttete Farbe und malerischer Dichte wechseln sich ab. Der Pinselduktus ist bewegt und frei, als auch flächenhaft und glatt. Der Farbauftrag pastos als auch dünn. Die Bildoberfläche wird nicht flächendeckend geschlossen. Stellenweise bleibt die Zeichnung stehen oder die unbearbeitete Leinwand. Ich arbeite mit herkömmlichen malerischen Mitteln und reduziere mich auf einfache Materialien. Die Arbeiten entstehen Zum Teil auf Holz, zum Teil auf Leinwand. Ich male direkt auf den nicht bearbeiteten Untergrund. Meine Figuren zeigen sich zunehmend konkret, werden aber anhand ihrer malerischen Auflösung in einer Weise in den Hintergrund integriert, die die Darstellung grundsätzlich als ein Ganzes erleben lässt. Die Frauen schälen sich scheinbar aus ihrem Umfeld heraus um dann wieder darin zu verschwinden. Sie lassen sich nicht immer zuverlässig trennen von ihrem Hintergrund. In Abhängigkeit zur Aufmerksamkeit des jeweiligen Betrachters zeigen sie sich mehr oder weniger deutlich, um dann wieder unklarer und diffuser zu werden. So entsteht eine Spannung, die der Suche nach Verbindung in der menschlichen Begegnung entspricht.



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