Künstlerische Position 2019-2021




Meine Figuren stehen für das sich emporheben über die Endlichkeit und den Sieg über die Kränkung des Todes. Sie erzählen von hohen Flügen über weltlichen Schmerz und verkünden den Triumph des Zaubers über die Wirklichkeit. Ohne die Strafe der Vergänglichkeit und ohne den Hieb des Verfalls sind sie selbst das Zentrum ihrer Existenz. Ihre fraglose Anmut erschöpft sich im schlichten Sein. Fernab der Realitäten des Lebens und vollkommen bedingungslos steht jede ganz für sich alleine und findet sich selbstverständlich ein in ihr versunkenes Reich aus Träumen und Licht, Farben und Glanz. Es gibt keine Schatten hier und keine Schwere. Keine Dunkelheit und keine Furcht. Der leise Duft weiblicher Seelen scheint herbei zu wehen aus einem fernen Land um uns mit Sehnsucht zu erfüllen wenn wir erschöpft und verletzt einen Blick hinüber wagen in eine Welt, die uns verschlossen bleibt.

Denn scheinbar über alles erhaben zieht der erwachsene Mensch seit Langem satt und träge seine Furche durch alles was lebt und liebt. Ohne Grenzen und Schranken schleppt er sich ziellos umher im selbst errichteten Labyrinth und bewegt sich dabei suchend und fragend im Kreis. Erbarmungslos ziehen seine selbst geknüpften Fesseln sich immer enger und werden zu schmerzhaften Gefährten. Sein Leben findet jenseits des Paradieses statt. Jenseits der unschuldigen Wonnen der dort lebenden unsterblichen Anderen. Fassungslos sieht er sehnsüchtig aus seinem inneren Gefängnis hinüber in diesen blühenden Garten der Weisheit, dessen Eingang er nicht findet und dessen Zugang ihm verwehrt bleibt. Denn mit der Realität des Todes hat der Mensch die Verbindung zu sich selbst verloren. Er kann keine Liebe mehr finden und die Angst nimmt ihm seine Anmut und macht ihn rastlos und gierig. Hoch oben steht er einsam in der Krone der Schöpfung und sieht in der Weite seines Seins nichts als Dürre und Finsternis. Unter Einsatz seiner Freude wandert er lebenslang endlang eines steinigen Pfades, dessen Ziel sich ihm verschließt. Bis zur Erschöpfung bewegt er sich zwischen banger Schwäche und grandioser Allmacht hin und her und findet doch nirgends Frieden. Es gibt kein Zuhause für ihn und keine Ruhe denn seine Existenz ist mit dem Fluch der Erkenntnis belegt. Mit Ausnahme des Todes gibt es auch diesem Gefängnis keine Erlösung.

Die optischen Trennungen einzelner motivbedingter Hinweise durch Formen, Linien, Farben und Flächen weichen zunehmend malerisch transformierten Flächen und Übergängen. Zeichnung und Malerei wechseln sich in meinen Darstellungen nach wie vor ab und bilden ein gemeinsames Ganzes. Die zu einem gewichtigen Teil grafische Zweidimensionalität der früheren Kompositionen macht dabei zunehmend einer tieferen, malerischen Ausdrucksweise Platz. Nach wie vor arbeite ich offen und prozesshaft. Dabei beginne ich in der Regel mit einer breiten und freien Anlage, die in kleinere Bereiche mündet in denen sie sich konkretisiert. Auf diese Weise entstehen Proportionskontraste mit inhaltlichen und formalen Schwerpunkten. Dabei geht es mir in der Hauptsache um die bildnerische Auseinandersetzung mit der Figur. Meine malerische Arbeitsweise besteht aus dem Finden und Ausbalancieren der figürlichen Informationen zum Einen und freien unterstützenden Elementen zum Anderen. Aus diesem Rhythmus tritt die Figur Stück für Stück hervor und dem Betrachter entgegen.



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